Wenig bekannte Schnegelarten

Limacidae Batsch, 1789


Paarung von Limax ilvensis auf Elba. Film von Leonardo Forbicioni. Quelle: YouTube.
 
Inhalt

Einleitung

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Während aus Österreich, Deutschland und der Schweiz nur relativ wenige kleine und größere Schnegelarten bekannt sind, darunter der Tigerschnegel (Limax maximus) und der Schwarze Schnegel (Limax cinereoniger), kommen in Italien Schnegel mit einer besonders großen Vielfalt an oftmals isoliert vorkommenden Arten mit kleinen Verbreitungsräumen vor. Viele der italienischen Schnegelarten, manche von ihnen kommen bis in die Südschweiz vor, sind in Mitteleuropa nahezu unbekannt. Der genaue Umfang der Arten ist vielfach noch nicht ausreichend erforscht, jedoch haben die vergangenen Jahre der Forschung durch spezialisierte Malakologen erstaunliche Erkenntnisse hervor gebracht.

Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Untersuchung des Paarungsverhaltens der Schnegel zu, die oftmals nur mit Schwierigkeiten zu bewerkstelligen ist, wenn die Schnegel in schwer zugänglichem Gelände leben und sich vorwiegend nachts paaren. Besonders reichhaltige Informationen über den Stand der Forschung im Wissen um die italienischen Schnegel-Arten findet man und auf den Seiten der Ersten Vorarlberger Malakologischen Gesellschaft.

Forschungen auf dem Gebiet der Schnegel (Limacidae) betreiben unter anderem die Malakologen Gerhard Falkner aus Hörlkofen, Clemens Brandstetter aus Bürs (Vorarlberg), sowie Gerhard Haszprunar aus München und Ulrich Schneppat (Bündner Naturmuseum, Chur, Schweiz) mit ihren Arbeitsgruppen.

Limax subalpinus Lessona, 1880

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Beschreibung: Limax subalpinus ist meist graubraun, gräulich oder cremefarben mit hellbräunlichen Seiten und dunklen Streifen oder Flecken. Ein leichter, manchmal dunkler gefärbter Kiel zieht sich über der hintere Hälfte des Rückens. Im Gegensatz dazu bedeckt der schwarzweiß gefleckte Mantelschild 35% des Körpers. Der Kopf und die Fühler sind eher grau gefärbt, der Fußsaum und die Seitenzonen der Fußsohle sind bläulich schwarz, der Mittelstreifen der Fußsohle ist cremefarben.

 
Limax subalpinus. Bild: Clemens Brandstetter.
Maße: Länge bis 200 mm.

Lebensraum und Verbreitung: Dieser Schnegel kommt in der Schweiz meist tief im Boden vor oder versteckt sich zwischen Felsen. An die Oberfläche kommen die Tiere nur nach langen starken Regenfällen. In der Schweiz ist Limax subalpinus bis in einer Höhe von 1500 m NN. zu finden.

Bekannt ist diese Schnegelart aus den Westalpen und aus den Rhodopen im Süden Bulgariens.

Bedrohungssituation: Limax subalpinus ist in der Schweiz möglicherweise bedroht (lower concern), in Bulgarien selten.

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Limax canapicianus Pollonera, 1885

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Limax canapicianus. Bild: Clemens Brandstetter.
 
Beschreibung: Die Schnecke ist hell bräunlich mit gerundeten schwarzen Flecken. Das hintere Ende des Mantelschildes ist gerundet. Die Atemöffnung der Schnecke befindet sich im mittleren Teil des Mantelschildes. Der Rückenkiel reicht nur über das Hinterende des Rückens und hebt sich durch eine wenig heller bräunliche Färbung vom übrigen Rücken ab. Die Fußsohle ist gleichmäßig weiß.

Der Genitalapparat von Limax canapicianus ähnelt dem des Schwarzen Schnegels (Limax cinereoniger).

Maße: Länge bis 140 mm.

Lebensraum und Verbreitung: Limax canapicianus ist ein Bewohner von Laubwäldern, der endemisch nur in Nordwest-Italien (Piemont, Alpe Graie) vorkommt.

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Limax ciminensis Pollonera, 1890

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Limax ciminensis. Bild: Clemens Brandstetter.
Beschreibung: Limax ciminensis ist eine hellbraune Nacktschnecke mit einem orangen Farbton und vier dunklen Bändern. Der Kiel der Schnecke ist heller und mehr gelblich gefärbt. Er erstreckt sich über die hinteren zwei Drittel des Rückens. Der Mantelschild ist hell bräunlich mit hellen Flecken im Vorderbereich, sowie dunkleren Flecken im hinteren Teil. Der Fußsaum ist rötlich braun. Die Fußsohle schließlich ist weißlich mit einem rötlichen Farbton, die Ränder der Fußsohle sind rötlich braun.

Maße: Länge zwischen 120 und 130 mm.

Lebensraum und Verbreitung: Limax ciminensis kommt in Lazio (Italien) vor, beschrieben wurde die Art vom Monte Cimino (1056 m), nahe Viterbo.

Anmerkung: Die Art wird als zweifelhaft betrachtet. Möglicherweise handelt es sich um eine Form des Korsischen Schnegels (Limax corsicus).

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Limax dacampi Menegazzi, 1855

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Limax dacampi. Bilder: Clemens Brandstetter.
 
Menegazzis Beschreibung der Art aus dem Jahr 1855 beruht auf einem einzigen Exemplar aus Garda. Dort wurde die Art seither jedoch nicht mehr wieder gefunden. Das heutige Bild der Art entstammt späteren Beschreibungen, deren Material aus der Gegend um den Comer See, den Bergamasker Alpen und dem Piemont stammen.

Während Limax dacampi als eine der "bekannten unbekannten Arten" heute mit zwei Unterarten beschrieben wird, gibt es eine Vielzahl von Funden, die aufgrund ihrer schwer einzuschätzenden Formenvielfalt möglicherweise der Art zugeordnet werden können. Der heutige wissenschaftliche Stand ist, dass es sich bei Limax dacampi möglicherweise um ein Artengemisch handelt, dessen genaue Zusammensetzung noch untersucht werden muss.

 
Limax cruentus wird heute noch vielfach als Unterart von
Limax dacampi dargestellt. Bild: Clemens Brandstetter.
Beschreibung: Limax dacampi ist rötlich gefärbt und weist dunkle Seitenbänder oder dunkle Rückenflecken auf. Der Mantel hingegen ist ungefleckt. Kopf und Fühler sind gräulich.

Maße: Länge bis 200 mm.

Lebensraum und Verbreitung: Limax dacampi lebt in unterschiedlichen Lebensräumen, an schattigen und feuchten Stellen in Wäldern und Buschlandschaften niederer Lagen. Die Art ist aus Norditalien und der südlichen Schweiz (Südgrenze des südlichen Tessin) bekannt.

Bedrohungssituation: In der Schweiz ist Limax dacampi als stark gefährdet (endangered) eingestuft.

Anmerkung: Die Art heißt dacampi, nicht dacampoi. Möglicherweise handelt es sich um ein Synonym von Limax cinereoniger. In wie weit die in Niederösterreich gefundenen roten Exemplare des Schwarzen Schnegels auf eine nähere Verwandtschaft hindeuten, lässt sich derzeit nicht einschätzen.

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Poster

Limax giovannellae Falkner u. Niederhöfer, 2008

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Limax giovannellae. Bild: Clemens Brandstetter.
 
Beschreibung: Limax giovannellae ist eine gräulich braune Nacktschnecke mit schwacher hellerer Zeichnung. Der Kiel ist am hinteren Teil gelblich weiß, im letzten Drittel scharf und am Hinterende hervor tretend. Der Mantelschild ist gleichmäßig hell bräunlich, die Fußsohle gleichmäßig weiß.

Während der Paarung werden die Penes nur wenig ausgestreckt. Vom Tigerschnegel (Limax maximus) unterscheidet sich diese Art durch einen massiveren Penis und einen schwach ausgebildeten Blindsack (Caecum). Von Limax veronensis unterscheidet er sich durch den schmaleren Vas deferens, der keine Drüsen aufweist (vgl. Genitalapparat eines Schnegels).

Maße: Länge 115 bis 140 mm.

Lebensraum und Verbreitung: Limax giovannellae ist nur von zwei Fundorten in den Julischen Alpen Nordost-Italiens bekannt.

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Literatur

Limax ianninii Giusti, 1973

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Limax ianninii. Bild: Clemens Brandstetter.
Beschreibung: Limax ianninii ist eine gleichmäßig schwarze Nacktschnecke mit einem schwachen Kiel, der sich nur über die letzten 16 bis 20 mm des Rückens erstreckt. Der Mantelschild hingegen in vergleichsweise groß (Länge etwa 23 bis 27 mm), oval mit einem gerundeten hinteren Ende. Die Fußsohle ist längs in drei Abschnitte geteilt.

Der Penis ist sehr kurz ausgebildet (Länge weniger als 26 mm, im Vergleich mit 60 bis 70 mm bei Limax albipes).

Maße: Länge bis 80 mm, Breite bis 14 mm.

Lebensraum und Verbreitung: Diese Schnegelart lebt auf Wiesen in höheren Gebirgslagen, wo die Tiere unter Steinen und um Krautpflanzen zu finden sind. Nachgewiesen wurde die Art aus dem Gran Sasso und den Monti Reatini im zentralen Apennin in Italien.

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Limax millipunctatus Pini, 1885

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Limax millipunctatus. Bild: Clemens Brandstetter.
 
Beschreibung: Die gräuliche bis gelbliche Schnecke weist am Rücken und am Mantelschild einen rötlichen Farbton auf. Sie ist von zahlreichen gleichmäßig verteilten schwarzen Punkten bedeckt, die an den Seiten etwas weniger regelmäßig sind. Die Knötchen (Tuberkel) sind oval und nicht stark hervortretend. Der Mantelschild von Limax millipunctatus ist am Vorderende gerundet und läuft am Hinterende spitz zu. Seine Oberfläche weist konzentrische Rillen auf. Die Atemöffnung zeigt keinen deutlichen Rand und befindet sich kurz hinter der Mitte des Mantelschildes. Die Fühler sind leicht gefleckt. Die Fußsohle der Schnecke ist gleichmäßig weiß.

Von Limax punctulatus unterscheidet sich diese Art durch ihre dunklere Farbe und ovalere und kürzere Tuberkel. Kennzeichnend ist auch die farbige Mittellinie im hinteren Rückenbereich, dass die Fühlerbasen nicht nahe beieinander liegen und dass dem Atemloch ein deutlich erkennbarer Rand fehlt.

Maße: Länge zwischen 115 und 125 mm, Breite zwischen 10 und 12 mm.

Lebensraum und Verbreitung: Limax millipunctatus ist in der Lombardei und im nördlichen Apennin zu finden.

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Limax pironae Pini, 1876

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Limax pironae. Bild: Clemens Brandstetter.
Beschreibung: Die bräunlich bis schwarz gefärbte Schnecke besitzt einen gelblichen Fußsaum. Ein deutlicher Kiel der selben Farbe zieht sich über das hintere Drittel des Körpers. Der Mantelschild des Tieres ist von feinen und unregelmäßigen Rillen bedeckt. Das Atemloch befindet sich kurz hinter der Mitte des Mantels. Die Fußsohle ist gleichmäßig weiß mit einem gelblichen Farbton.

Maße: Länge bis 85 mm, Breite bis 6 mm.

Lebensraum und Verbreitung: Limax pironae wurde als endemische Art in der Lombardei im Grigna-Massiv gefunden. Die Schnecke lebt unter Steinen und in anderen Verstecken.

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Limax veronensis Lessona u. Pollonera, 1882

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Limax veronensis. Bild: Clemens Brandstetter.
 
Beschreibung: Die Schnecke ist olivfarben bis gräulich. Mantelschild und Rücken zeigen bräunliche Flecken oder längs verlaufende Streifen. Fußsaum und Randbereich der Fußsohle sind rötlich. Der mittlere Bereich der Fußsohle ist weißlich. Limax veronensis kann äußerlich nicht immer von Limax maximus unterschieden werden.

Der Vas deferens ist nicht sehr schmal und weist Drüsen auf (vgl. Genitalapparat eines Schnegels).

Maße: Länge bis 200 mm.

Lebensraum und Verbreitung: Limax veronensis wurde aus Norditalien beschrieben.

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Fortsetzung

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Letzte Änderung: 10.09.2025 (Robert Nordsieck).